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Alles im Lot?

Geschichte

Alles im Lot?

Im Mai 1999 setzte ein Erdrutsch die Parzelle Rindberg in Sibratsgfäll in Bewegung. Die „Georunde Rindberg“, ein Rundwanderweg durch das Gelände, macht das wackelige Verhältnis der Menschen zur Natur zum Thema. In einem Dorf, das nicht stillstehen will.

Hier also beginnt das Dorf. Anders als bei anderen Dörfern sieht man das in Sibratsgfäll nicht nur am Ortsschild. Hier spürt man es auch: Das Auto macht einen kurzen Rumpler. Was sich anfühlt wie der Beginn einer verkehrsberuhigten Zone, ist eine der vielen Abrisskanten in Sibratsgfäll. Das sind Stellen, an denen zwei Erdschollen aufeinandertreffen und sich unterschiedlich schnell talwärts bewegen. Das Dorf im hintersten (oder je nach Sichtweise im vordersten) Vorderbregenzerwald bewegt sich übers Jahr nicht überall gleich schnell talwärts, aber es bewegt sich: 3 Zentimeter das Feuerwehrhaus, 1 Zentimeter die Kirche, 2 Zentimeter das Gemeindeamt. An manchen Stellen abseits des Siedlungsgebiets bewegt sich die Erde bis zu 40 Zentimeter im Jahr. „Das war schon immer so“, sagt Konrad Stadelmann, Obmann des Vereins „Bewegte Natur Sibratsgfäll“. „Aber erst seit den Messungen 1999 wissen wir das auch.“ Gegründet wurde der Verein 2013. Fünfzehn Jahre nach jenem verheerenden Regen, der die Parzelle Rindberg für etwa 150 Tage in Bewegung setzte.

Das Rutschgebiet umfasste eine Größe von etwa 250 Fußballfeldern mit einer Gleitschicht von bis zu 70 Metern Tiefe. Die Erde bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von über einem Meter pro Tag. Oder anders gesagt: eine Masse von 80 Millionen Kubikmetern riss 6 Kilometer Straße, 60 Hektar Wald, 100 Hektar Wiesen und 18 Gebäude mit sich. „Alles in allem Dimensionen, die man aus den Zahlen allein nicht begreifen kann“, meint Konrad Stadelmann. Daher hat die Gemeinde Sibratsgfäll mit dem Gestaltungsbüro Super BfG und dem Architektenduo Innauer/Matt das Konzept der „Georunde Rindberg“ entwickelt.

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Hier soll die Naturgewalt nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar und erlebbar werden. „Felbers schiefes Haus“ ist eines der von der Rutschung betroffenen Gebäude und heute, um 18 Meter versetzt, zugleich Ausgangspunkt der Georunde. Bei unserer Ankunft wirft sich eine Reisegruppe gerade fürs Erinnerungsfoto in Pose. Szenen, wie man sie vom schiefen Turm in Pisa kennt: Manche „stützen“ das Haus mit beiden Händen, andere versuchen sich selbst in einer 15-Prozent-Neigung zu positionieren. Wieder andere fotografieren eine Wasserwaage, die zum Beweis für die Schieflage des Gebäudes an der Haustür angebracht ist. Als Katastrophentourismus will Konrad Stadelmann die Georunde nicht verstanden wissen. „Die Katastrophe war ein Naturereignis, das uns jederzeit wieder treffen kann und mit dem wir leben. Wir machen damit Werbung nur insofern, indem wir zeigen, dass wir mit dem Ereignis umgehen können. Andernfalls hätten wir schon verloren.“ Als pessimistisch beschreibt er die Stimmung im Dorf nach der Rutschung – auch wenn der Zusammenhalt groß war. „Mittlerweile sehen wir den Tatsachen ins Auge und gestehen uns ein, was möglich ist und was nicht. Wir haben gelernt, unsere Baumaßnahmen der Situation anzupassen. So hat das Dorf auch weiterhin eine Zukunft.“

 

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Als wir Felbers schiefes Haus, die erste Station der Georunde, betreten, torkelt vor uns ein Mitglied der Reisegruppe die Stufen hinauf und murmelt ständig „Jo habedere!“ vor sich hin. Das trifft es eigentlich ganz gut. Jeder Schritt fühlt sich unwirklich an, so als würde man sich auf einem Boot auf hoher See befinden. Die Erfahrung der Schräglage war auch die erste Konzeptidee. Angedacht war zunächst nur ein Projekt in Felbers Haus selbst. Aber dann sollte das, was man durch die Schräge des Hauses erlebt, auch in die Landschaft als dem eigentlichen Ort des Geschehens übertragen werden. So sind acht Stationen entstanden, die durch Installationen wie das Fernrohr bei der Marienkapelle die unglaubliche Bewegung des Bodens von 180 Meter talwärts und die dabei entstandene landschaftliche Veränderung sichtbar machen. Die Stationen sollen auch die Notwendigkeit des sozialen Zusammenhalts bei derartigen Naturkatastrophen verdeutlichen. Auf einem Kubus, schräg in den Hang gebaut, steht die Frage: Alles im Lot? Konrad Stadelmann meint darauf: „Die Natur hier steht nie still. Doch solange auch wir Sibratsgfäller nicht im Stillstand verharren, sage ich einfach einmal: ja.“

Autorin: Michaela Bilgeri
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2017

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