Kühe grasen vor der Stubentür. Ein kurzes neugieriges Aufschauen, dann wird weitergefressen. Bei sanftem Gebimmel. Enten watscheln die Wiese, stecken ihre Schnäbel in die lockere Erde. Haus und Garten schmiegen sich an einen Hügel. Vor der schroffen Silhouette des dominanten Felsrückens der Kanisfluh scheint die Zeit stillzustehen. Ein Kraftplatz. Hier wachsen sie: die „Superhelden in Grün“. Der unglaubliche Hulk und Green Lantern im Bregenzerwald auf einer Kuhweide? Nein, die grünen Helden mit Superkräften sind Thymian, Johanniskraut, Silbermantel, Kapuzinerkresse, Brennnessel, Gundelrebe, Giersch und noch viel mehr als ein dreckiges Dutzend. Gehegt und gepflegt und nur sporadisch in Wachstum und Ausbreitung etwas gezähmt werden sie von Elisabeth Breidenbrücker.
Ihr Kräutergarten ist zu ihrem Beruf und ihrer Berufung geworden. Mit ihren Produkten unter dem Label „Helden in Grün“ beliefert sie mittlerweile Geschäfte, Apotheken, Reformhäuser und Hotels von Bizau bis Berlin. „Eigentlich wollte ich gar keinen Garten“, sagt sie grüblerisch. „Ich dachte immer, ich hätte keinen grünen Daumen. Und nach dem Stress beim Hausbau auf der Hilkat in Bizau wollte ich etwas Ruhe. Doch mein Mann überredete mich dann doch, zu seiner Mutter nach Au zu fahren, um ein paar Pflanzen zu holen.“ Einige von ihnen wachsen noch immer in ihrem Kräutergarten. Auch wenn sie keinen Garten wollte, die Alternativmedizin hatte es ihr schon länger angetan, gerade zur Behandlung kleinerer Wehwehchen der Kinder. „Dann hat mich das Fieber gepackt“, meint sie lachend. Der Garten wurde immer größer. Sie las einschlägige Bücher.