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Heb' de fescht ...

Heb' de fescht ...

... am Bänkle, heißt es im Lied über die Bregenzerwaldbahn. Wie war das damals, als Männer wie Jakob Bobleter auf der Schmalspurbahn gearbeitet haben? Und wie ist es heute?

Das Betreten der Brücke ist verboten. Trotzdem wage ich mich elf Kilometer durchs Achtal entlang der ehemaligen Trasse der Bregenzerwaldbahn. Balancieren. Klettern. Staub unter Fingernägeln. Rein in einen Tunnel. Mich fröstelt, kann meine Füße nicht sehen, stolpere über Geröll, die Tunnelwand ist teilweise abgerutscht. Ich trete ans Licht. Und bin im Paradies. Nirgends sonst ist das Ufer so wild und schön. Jetzt kann die Reise in die Vergangenheit der Bregenzerwälderbahn beginnen. Mitten in der Nacht steht der Heizer der Wälderbahn auf, entfacht Feuer in der Feuerbüchse und beginnt Kohle zu schaufeln. 500 Kilo wird er heute brauchen.

Nach vier Stunden pfeift die Lok. Haltestelle Egg. Ein Schüler steigt ein, macht Hausaufgaben auf den Knien. In Langenegg knattert der Eisenbahner Jakob Bobleter mit dem Moped ins Tal, springt herein und setzt sich wie alle Pendler an seinen Platz. In Doren eilt der kleine Walter Rüf mit seiner Mutter über die Hängebrücke. Türen schließen. Der Bub soll im Kleidergeschäft Sagmeister in Bregenz eine neue Jacke bekommen. Der Schaffner zwickt die Karte. Alltag im Wälderbähnle. Das Paradies vor dem Fenster bemerken sie nicht. Jakob Bobleter steigt in Vorkloster aus, wo er in der Wälderbahn-Werkstatt Waggons tannengrün anmalt. Nach Feierabend schaufelt er für ein paar Groschen Fracht um – tausende Tonnen Korn für die Mühle in Egg, Honig für den Dorfladen Sutterlüty, Kohle, Zement und Stroh für die Baustofffirma Wälderhaus in Bezau, Sisal für die Weberei in Mellau. Und im schlechten Bienenjahr 1952 eine Waggonladung voll Honig für Ulrich Sutterlüty. Der Honig ist in kurzer Zeit ausverkauft und weckt seinen Unternehmergeist – bald wird Sutterlüty den ersten Selbstbedienungsladen eröffnen. Den ganzen Tag ist der Güterzug taleinwärts unterwegs, kann nur an wenigen Haltestellen ausweichen, gibt dem Personenzug Vorrang. Alles wieder ausschaufeln. Zurück fährt er meist leer. Als die Bahn 1902 eröffnet, feiert man drei Tage. Die Dampflokomotiven U24 und U25 ziehen den langen Eröffnungszug nach Egg. Dort verkauft die Brauerei so viel Bier wie im ganzen Jahrhundert nicht mehr und Gebhard Wölfle verfasst anlässlich dieses Volksfestes ein Gedicht, das mit Worten endet, die heute alle im Bregenzerwald kennen: „Meor ehrod das Ault, meor grüozod das Nü, und blibod üs sealb und dor Hoammad trü.“ Das Neue wird schnell alt.

1936 gibt es erste Bestrebungen, die Bahn wegen Instabilität einzustellen. Die billigste Variante am Fluss entlang erweist sich als Irrtum. Gigantische Erdbewegungen, Überschwemmungen, Unterspülungen, Schneestürme, Muren und Felsstürze unterbrechen die Strecke immer wieder für Tage. Jakob Bobleter merkt vor den anderen, als es wirklich zu Ende geht: „Mitte der 70er Jahre fing man an, den Oberbau der Strecke verlottern zu lassen. Material zur Reparatur wurde plötzlich nicht mehr geliefert.“ Ab 1980 pfeift nur noch ein Kurzzug zwischen Kennelbach und Bregenz aus dem letzten Loch. Der letzte Mann in der Werkstatt ist Jakob Bobleter. Er wird zum neuen Güterbahnhof nach Wolfurt versetzt. Wälderbahnfreunde protestieren, geben aber 1983 kleinlaut auf. Die Nahversorgung erledigt der Postbus.

 

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Das Gleis ist zerstückelt, die Waggons und Lokomotiven verteilt an andere Schmalspurbahnen. Die U24 landet in Bregenz am Spielplatz, die U25 steht als Denkmal bei Wien und scheint ewige Ruhe gefunden zu haben. Aber sollte man nicht doch noch ein bisschen fahren? Weil es keine Lok mehr gibt, stellen der Bürgermeister Erich Schäffler aus Bezau und sein Freund Hans Meusburger einen alten Öltankwagen auf Eisenräder und nennen das Ungetüm HANSERICH. Für jede Ausfahrt bezahlen sie behördliche Strafe, bis sie 1985 mit Freunden den Verein Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn gründen – mit dabei: Jakob Bobleter. Sie kämpfen um jeden Meter Gleis. Sie legen sich mit Bürgermeistern an, verlieren nach Jahren den Kampf um den Bersbucher Wald. Sie sortieren in mühsamer Handarbeit 800 brauchbare Schwellen aus einem gigantischen Haufen in Kennelbach. Sie fräsen Schienen in Asphalt. Sie schaffen es mit unvorstellbarem Aufwand, sowohl die U24 als auch die U25 wiederzubekommen. Trotzdem nimmt sie keiner ernst. Bis 1999 nach Dauerregen die Sporeneggbrücke einstürzt. Niemand traut ihnen den Wiederaufbau zu. Als die Brücke ein Jahr später wieder steht, wächst der Respekt. Immer mehr Touristen kommen und aus einer Idee wird ein Hit: die erste Fahrt 1995 mit Nikolaus, Glühwein, Wurst und Brot in einem unbeheizten, unbeleuchteten Zug ist nach wenigen Stunden ausgebucht. Drei Winter später wünschen sich manche eine „Einbremsung der Nikolaus-Euphorie“.

Heute fahren dreißig Nikolauszüge. Immer noch treffen sich Vereinsmitglieder beim Bäcker, kneten und backen 5000 Lebkuchen, die sie mit Nüssen und Mandarinen in Säcke füllen. Inzwischen haben alle verstanden, dass die Museumsbahn ein attraktiver Tourismusbetrieb ist. 2014 wird eine GmbH eingerichtet mit Walter Rüf als Geschäftsführer. Er hat tiefen Respekt vor dem, was der Verein leistet. Ich sehe ihn vor mir, wie er als Kind auf der Holzbank sitzt und mit der Lederschlaufe am Fenster spielt. Gern wäre ich dabei gewesen, damals, kann nur noch Reste des Geruchs wahrnehmen – Öl, Kohle und Ruß. Nicht mehr lange und es wird nicht einmal mehr möglich sein, der ganzen Trasse entlang zu Fuß zu laufen. Die Natur holt sich ihren Teil zurück. Und das ist gut so.

Autorin: Irmgard Kramer
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2016

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