Ich rieche frisch gemähtes Gras, Kühe, Wiesenkräuter, frische, klare, kühle Bergluft, kurz gesagt, ich rieche die Alp – genauer, die Alpe Andlisbrongen über Schetteregg. Aus dem Schopf der zehn Jahre jungen Hütte winkt mir Imelda Geser einladend zu. Die Abendsonne taucht den Schopf in honiggelbes Licht. Die Bäuerin rebelt Holunderbeeren und erzählt aus ihrer Kindheit: „Eigentlich bin ich auf der Alp groß geworden. Seit vierzig Jahren verbringe ich jeden Sommer hier. Früher mit meinen Eltern und meinen Geschwistern, heute mit meinem Mann und manchmal mit meinen drei Kindern und meinem Enkelkind. Eigentlich bin ich auf der Alp beinahe zur Welt gekommen, meine Mutter ist nur ins Tal gegangen, um Kinder zur Welt zu bringen.“ In der Küche fällt mir eine Flasche auf der Fensterbank auf. Imelda versucht, so viel wie möglich von der Alp zu verarbeiten. Sie sammelt Bergkräuter, etwa Johanniskraut und Arnika, um Tinkturen, Tees und Öle herzustellen. Sehr naturverbunden, genießt sie die Stille am Berg.
Imelda kocht für die Männer am Abend einen Riebel, ein altes bäuerliches Gericht. An Zutaten stellt sie frische Kuhmilch, Alpbutter, Öl, Salz, Maisgrieß und Weizengrieß auf den Tisch.