Die gesamte Anlage der 61 Schneeerzeuger ist vernetzt und jede Schneekanone einzeln steuerbar. Bis zu sechs verschiedene Schneesorten kann eine einzelne Kanone produzieren. Luftfeuchtigkeit und Temperatur werden überwacht. Der Kunstschnee ist eher kugelförmig, er bildet keine Kristalle. Hubert Moosbrugger nimmt eine Handvoll Schnee, formt einen Ball daraus und presst ihn zusammen, bis das Wasser herausläuft. „Genau das passiert bei Kunstschnee schneller als bei natürlichem. Wenn er zu nass ist, dann gibt es Eisplatten auf der Piste – und das wollen wir auf jeden Fall verhindern.“ Wollen sie etwa auch die sechseckigen Kristalle des natürlichen Schnees nachmachen? „Ich glaube, das bleibt Petrus vorbehalten, das werden wir nie schaffen“, meint Simma mit ungewohnter Demut.
Was ein Beschneier fürchtet (außer Wassermangel im Herbst)? Eine gebrochene Leitung oder eine Leitung, die nicht mehr mit der Schneekanone verbunden ist. Denn dann schießt das Wasser mit 40 bar in die Winterlandschaft, formt Seen und wird zu Eis. Das passiert zum Glück nicht oft.
Ob überhaupt beschneit werden kann, hängt nicht nur von der Temperatur ab, sondern auch von der Luftfeuchtigkeit – diese beiden Werte ergeben zusammen die „Feuchtkugeltemperatur“. Je niedriger die vorhandene Luftfeuchtigkeit, desto besser ist das tendenziell fürs Beschneien. So ergeben +1° Celsius und 22 Prozent Luftfeuchtigkeit -3,1° Feuchtkugeltemperatur. Im Skigebiet Damüls-Mellau wird ab -2° beschneit. Ein halbes Grad auf oder ab kann dabei entscheidend sein.
Auch wenn die Schneekanonen heutzutage viel können, so stört sie doch der Wind. Denn sie können die Windrichtung nicht messen und sich danach ausrichten. „Dann kann es sein, dass sich die Kanone selbst einschneit“, erklärt Moosbrugger. „Schon nach zwei Stunden hast du eine meterdick vereiste Schneekanone – das geht sehr schnell. Und dann muss man das Eis weghacken. Oder sie schneit einen Buckel, eine Erhebung, die für die Skifahrer am nächsten Morgen zur unwillkommenen Sprungschanze wird.“
Gegen Ende der nächtlichen Schneeproduktion wird oft noch ein ganz leichter, trockener Pulverschnee ausgebreitet. „Der ist griffiger und schöner zum Fahren, außerdem schaut er gut aus.“ Schließlich fährt das Auge der Skifahrer mit. Nun aber muss Moosbrugger zurück zur Arbeit. Er stapft Richtung Skilift. Was macht er eigentlich im Sommer? „Was schon – Schneekanonen warten.“
Autor: Martin Hartmann
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2012-13