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Wo die Erde atmet

Wo die Erde atmet

Schon vor der Höhle hat die Stimmung etwas Magisches an sich. So als wäre die Gegend, durch die wir ziehen, eine in Mythen beschworene Vorstufe zur Unterwelt. Und dann tauchen wir dort ein, wo es kalt heraufweht …

Wir treffen uns beim Bizauer Kirchplatz. Eine kleine Gruppe von sechs Personen. Wir geben uns die Hand, viel mehr als ein „Servus“ sagen wir nicht zueinander. Die Runde wirkt bedächtig, wohl schon aufgeregt, in welche Tiefen uns der Höhlenführer Lutz Schmelzinger führen wird.

Dann die gemeinsame Fahrt nach Schönenbach. Ein Kuhtrieb kommt uns entgegen und bringt uns sommerliche Grüße aus den Bergen mit. Von Schönenbach aus wandern wir hinauf Richtung Ifengebirge zur Schneckenlochhöhle. Schon diese Wanderung ist ein besonderes Naturerlebnis: Die Wasserstürze des Baches rauschen bedächtig dahin, die Wälder kühlen die sommerliche Luft, im Hintergrund ein Summen, dann wieder Stille. Die Stimmung hat etwas Magisches an sich, als wäre die Gegend gerade Teil einer mit Mythen beladenen Sage.

Nach gut einer Stunde erreichen wir den Fuß der Höhle. Ein riesiges Loch klafft im Felsen und lässt uns, die wir vom Aufstieg erhitzt sind, seinen kalten Hauch spüren. Wir machen uns startklar, schlüpfen in einen Overall, in der Fachsprache Schlaz genannt, setzen einen Helm auf und stülpen darüber eine Stirnlampe. Ein letztes Foto von der Gruppe, deren Mitglieder nun wie Außerirdische aussehen. „Ein Abschiedsfoto“, meint unser Führer ironisch.

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Um die Schneckenlochhöhle ranken sich, so wird gesagt, einige Geschichten. Doch schriftlich verbürgt ist sehr wenig. Woher der Name stammt, ist unbekannt. Entdeckt worden sein soll sie vor gut 400 Jahren, wahrscheinlich von einem Hirten oder Jäger. Im Sommer 1906 kamen die ersten Höhlenforscher und drangen in die Tiefen ein. Das war eine kleine Sensation, sogar in einer Wiener Tageszeitung wurde davon berichtet. Das Reisemagazin „Dillinger“ meinte 1907, die Höhle werde künftig neben dem Skilauf den „Hauptanziehungspunkt für die Fremden bilden“.

Vermessen und aufgezeichnet wurde sie in den 1940er- und 1950er-Jahren. Man ging von einer Länge von gut anderthalb Kilometer aus, wenn man beide Hauptarme zusammenrechnet. Das Schneckenloch wurde als die längste Höhle Vorarlbergs beworben. Seit in den letzten Jahren weitergeforscht wurde, weiß man heute mehr: Die Höhle ist zwar um fast die Hälfte länger als angenommen, doch wurde im Montafon zwischenzeitlich eine um fünfzig Meter längere entdeckt. 

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Kaum steigen wir in die Höhle hinab, klappert ein Stein unter den Füßen von Schmelzinger. Es hallt hinein in die Tiefe des Berges. Er meint, wir müssten die Höhlengeister aufwecken. Ah, um sie zu vertreiben? „Aber nein“, sagt er. „Um sie zu warnen, dass sie sich noch was anziehen können, bevor wir kommen.“

So geht’s dahin, wir traben über ein Meer aus Stein und Fels. Der Untergrund ist feucht und schlierig. Wir müssen uns gelegentlich mit den Händen abstützen, die Fortbewegung erfordert Konzentration und Gleichgewicht. Beim Blick zurück ist aus dem riesigen Eingang ein kleines Lichtloch geworden. Ehe wir uns versehen, hat der Berg uns verschluckt. Wie Nebelschwaden umhüllt uns Dunkelheit, die lediglich durch die Lichtkegel der Stirnlampen durchbrochen wird.

Die ersten Höhlenpioniere haben sich vor hundert Jahren noch mit Kerzen oder Gaslampen durchgeschlagen. Sie berichten von Tropfsteinen, heute längst aus der Höhle entwendete Relikte, von Eisbergen und Eiszapfen bei winterlichen Temperaturen, und das, wie jetzt, mitten im Sommer. Der erste Höhlenabschnitt erschien ihnen von der Dimension her wie ein in Felsen gehauener gotischer Dom. Die Berichte waren enthusiastisch und voller Pathos; man könnte meinen, die Pioniere seien zuweilen vor Staunen regelrecht erstarrt.

 

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Wir bleiben stehen, Schmelzinger leuchtet die Wände aus, ab und an ist ein kleiner schwarzer Fleck auszumachen – eine Fledermaus, die sich hier abgesetzt hat. Viel mehr Tiere kriegen wir nicht zu Gesicht. Doch entdecken wir in Tümpeln winzige Höhlenkrebse. Auch die Flora ist hier in der Unterwelt äußerst geizig mit ihren Reizen. Nur ein paar Flechten schimmern leicht im Lampenlicht. Was für ein Unterschied zur Sommerpracht draußen: Dort voller Farben, Gerüche und Laute, hier Stille, Dunkel und Kargheit. Was aber verzaubert, ist diese Masse an Steinen und namentlich der so unförmige Strukturaufbau der Höhlenwände. Kalksteinschichten sind kreuz und quer übereinandergeschlichtet – keine Ordnung, keine Form erkennbar, als hätte der Maurer bei seiner Arbeit die Wasserwaage links liegen gelassen.

Das Gebilde droht wie ein Kartenhaus einzustürzen, sollte man nur einen Stein aus der Wand entfernen. Doch Schmelzinger erklärt uns, die Höhle sei ein statisches Meisterwerk, das schon Tausende Jahre auf seinem Buckel habe und die Menschheit wohl auch noch um ebenso viele Jahre überleben werde. Säuerliches Wasser habe sich durch den Schrattenkalk einen Weg gebohrt, ganze Bäche können, wenn der Stein aufgelöst ist, durch einen Berg fließen, lassen dann Hohlräume zurück. Aus wasserwegsamen Fugen entsteht ein ganzes Labyrinth von Gängen, in denen wir uns nun bewegen. Erst jetzt wird uns bewusst, dass wir eigentlich in eine Zeitmaschine gestiegen und in der Erdgeschichte zurückgereist sind. Eine Kalksteinschicht von gut zwanzig Zentimetern Breite steht für einen Zeitraum von 30.000 Jahren Geschichte – eine ganze Höhlenwand, wie sie sich vor uns türmt, für einige Hunderttausende Jahre.

Wie man auf einem hohen Berggipfel ganz klein wird, wenn man in die weite Welt schaut, so ist es auch hier in einigen hundert Meter Tiefe, wo einem das Leben wie ein Wimpernschlag in der Unermesslichkeit der Zeit vorkommt. Wir dringen nun tiefer in die Höhle ein. Sie steigt an, kleinere Felsen werden umgangen, erste kleine Kletterpassagen gemeistert.

 

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Ein kalter Wind bläst uns entgegen, ein Zeichen, dass die Höhle enger wird. Bis wir an einer Wand anstoßen. Ist das das Ende? Nein, erst jetzt beginnt der richtige Höhlenritt. Am unteren Ende der Wand erscheint ein Durchschlupf. Dort ist es wirklich eng. Wir kriechen hinein und robben einige Meter auf dem Bauch. Der schmale Gang führt in eine Grotte, deren Wände silbern schillern. Dann weiteres Robben und Kriechen, der gotische Dom hat sich längst in eine Katakombe verwandelt. Wir hören das Rauschen eines Baches, der seinen Weg über die Felsblöcke nimmt. Es sei keimfreies Wasser, verrät uns Schmelzinger und nimmt direkt von der Felskante einen Schluck. „Zumindest verdursten tut man hier nicht“. Wir gelangen ans Ende der Höhle, 700 Meter in der Tiefe, uns kommt es wie einige Kilometer vor. Über eine kleine Felswand gelangen wir an eine Art Zwischengewölbe, es ist kaum über einen Meter hoch.

Gemeinsam sitzen wir da, schalten unsere Lichter aus und werden ruhig. Die Dunkelheit holt uns wieder ein, im Hintergrund das Rauschen des Baches. Aber sonst – nichts. Oder doch etwas? Ganz im Hintergrund ein ruhiges, langsames Pochen. Es ist, als ob die Erde atmen würde.

Autor: Georg Sutterlüty
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2018

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