Ohne ein Ziel vor Augen streife ich durch den Wald. Nach Minuten ist der Alltag fern. Geräusche und Gerüche sind klar. Es riecht nach Boden, Erde und Grün. Die starke Sommersonne blinzelt nur sachte durch die hohen Bäume, es ist angenehm kühl. Hier und da zupfe ich Blättchen und Flechten ab, zerreibe sie zwischen den Fingern, rieche und koste sie und lasse die Gedanken ziehen. Wenn es am Gipfel des Alltags stürmt, ist das hier mein Platz: Der Wald und das Gehen ohne bestimmtes Ziel bringen Ruhe. Auf einer Lichtung bleibe ich stehen. Der Boden ist bedeckt mit sattgrünem Sauerklee. Wie schmeckt ein Dessert mit diesem Klee? Wie wahrscheinlich ist es, ein vierblättriges Blatt zu finden? Ist das Glück?
Was passt zum grasigfrischen Geschmack dieser Pflanze? Süß, sauer, salzig, scharf? Was ist Glück? Diese Fragen ziehen mir durch den Kopf, während ich beginne zu pflücken. Zurück in der Küche. Sie ist der Platz, den Dingen auf den Grund zu gehen. Aus dem frischen Waldsauerklee soll ein flaumiges Mousse entstehen. Dazu werden drei Hände voll Klee mit 300 g Sauerrahm und 70 g Zucker fein gemixt. Die grellgrüne Masse fließt durch ein feines Sieb. Ich lege 5 Blätter Gelatine in kaltes Wasser. Warum soll es Glück bringen, ein vierblättriges Blatt zu finden? Eine Legende besagt, dass Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies ein vierblättriges Kleeblatt mitnahm und es so ein Stück des Paradieses verkörpert. Die Chance, ein vierblättriges Blatt zu finden, ist verschwindend gering, was schon im botanischen Namen des Klees „Trifolium“ (lateinisch für „Dreiblatt“) liegt. Ich belasse es dabei.