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Staunen, lachen und sich wohlfühlen

Staunen, lachen und sich wohlfühlen

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Der Architekturpublizist Robert Fabach beschreibt ein besonderes Merkmal der Bregenzerwälder Architektur, nämlich außergewöhnliche Betriebsgebäude in der Region. In dieser Ausgabe geht es um einen Erweiterungsbau der Tischlerei Mohr in Andelsbuch.

Mitunter lobt man die Präzision von Architektur und meint damit ein Bauwerk, das wie geplant geraten ist. Wenn aber der Tischler Anton Mohr mit der Präzision seines Handwerks eine neue Werkstatt baut und damit zufrieden ist, wird das Bauwerk zum Möbelstück und ein Tragwerk zum Kunstwerk.

Wir stehen vor einer kleinen Gruppe von Bauten in Andelsbuch. Alle drei stemmen sich zwischen die Landesstraße und die Trasse der ehemaligen Bregenzerwälderbahn. 1980 stillgelegt, war sie lange Jahre der geschichtsreiche Lebensnerv ins Rheintal und nach Bregenz. Heute führt ihre Trasse als Fahrradweg vorbei an Peter Zumthors Werkraumhaus durch eine Wiese.

1988 errichtete Anton Mohr hier sein Wohnhaus und zwei Jahre darauf ein Werkstattgebäude für seinen Tischlereibetrieb, den er gerade von seinem Vater übernommen hatte. 2015 ergänzte er die Werkstatt um eine Erweiterung und versah schließlich letzten Winter den Altbau mit einem zeitgemäßen, aber zugleich zeitlosen Fassadenkleid aus rohen, stehenden Fichtenbrettern. Die Werkstatt empfängt uns an der Stirnseite mit einem breiten Schaufenster. Ein Zweckbau, wenn auch mit flachem Satteldach, ganz im Stil der Vorarlberger Bauschule der 1980er Jahre. Der Zubau mit seinen vergrauenden, unbehandelten Brettschindeln rückt von der Straße ab und bildet mit dem Wohnhaus einen kleinen Hof. Ein Durchblick bleibt und zeigt dahinter tief verschneite Wiesen und Wälder.

Das Bauen im Bregenzerwald ist immer schon mit der Baukultur in Vorarlberg verbunden, nimmt aber, geprägt durch sein starkes Handwerk, stets etwas eigene Bahnen. So führte der Zimmerer Josef Kaufmann seit den 1950er Jahren zahlreiche innovative Technologien wie den Nagelbinder oder den Holzleimbau in Vorarlberg ein und realisierte dann mit seinem Neffen, dem Architekten Leopold Kaufmann, schon früh international beachtete Holzbauten. Auch die Ära der Baukünstler zu Beginn der 1980er Jahre präsentiert sich hier ruhiger, technisch solider. Das Zusammenspiel von selbstbewusstem Handwerk und Architektur gipfelte 1991 im ersten Wettbewerb „Handwerk+Form“ und 1999 in der Gründung des „Werkraum Bregenzerwald“. Beides galt und gilt bewusst dem gleichberechtigten Austausch zwischen Handwerk und Gestaltung.

Auch der Entwurf der Mohr’schen Werkstatterweiterung steht unter diesen Vorzeichen. Andreas Mohr, Architekt in Wien und Bruder von Anton Mohr, kannte den Betrieb seines Onkels gut. Auch hat er mit eigenen Möbelentwürfen und als Planer des damals noch temporären Werkraumhauses 2006 ein mehr als enges Verhältnis zum regionalen Handwerk. Sein Entwurf ist nicht einfach nur Zubau, sondern spiegelt auf drei Ebenen eine überlegte Entwicklung des Betriebs. Das ganzjährig klimatisierte Untergeschoß birgt neben einigen Maschinen ein umfangreiches Holzlager mit häufig verwendeten Furnieren und zahlreichen Stapeln mit ausgesuchtem Vollholz. Sie sind Schatzkammer und Fundament seiner Arbeit.

Schon viel früher hatte sich Anton Mohr entschlossen, die Holztrockenmaschine hinauszuwerfen und den Raum für eine natürliche Trocknung der Hölzer zu nutzen, die bis zu drei Jahre im Keller „reifen“. Zu ebener Erde entstand mit der Erweiterung ein gebäudehohes Portal, das Kunden und interessierte Besucher mit drei Arbeitsplätzen empfängt, an denen geplant, organisiert und abgerechnet wird. Gleich dahinter schirmt eine halbhoch geschlossene Wand die neue Werkstatt ab. Diese nimmt den weitaus größeren Teil des Raumes ein und ist mit dem bestehenden Gebäude verbunden. Man sieht Personen aus dem achtköpfigen Team der Tischlerei mit Gehörschutz an Kreissägen, Hobelmaschinen und Bandsägen. An jeder Kante, an jedem Handgriff, an Tisch, Stuhl oder Leuchte sind die gedankliche Sorgfalt und die ernste Liebe zum Material spürbar. 

Gerade als mir Anton Mohr die Lackierung von gebürsteten Dickschichtfurnieren erklärt, kommen Kunden aus Großbritannien herein. Sie grüßen, lachen und staunen über die ungewöhnliche Finesse einer Tischlerei. „Es sind auch schon Touristen vor der Tür gestanden, die wissen wollten, ob das ,Werkraumhaus‘ jetzt geöffnet sei“, sagt der Tischler Mohr. Verschiedene Veröffentlichungen bescheren dem sichtlich verlegenen Mann jetzt regelmäßig Besucher aus dem In- und Ausland, die meist auch die Werkstatt besichtigen oder die Besonderheit genießen, sich ein Möbel anhand von Mustern und Beispielen konfektionieren lassen zu können.

Über eine gewendelte Stiege aus Eschenholz gelangen wir in den Dachraum des Zubaus. Hier erstreckt sich über die volle Länge ein vielfältig genutzter Ausstellungsraum. Und hier lassen sich gut die Geschichten um das Haus und die beeindruckende Galerie von Prototypen und Serienmöbeln erzählen, die das Team der Tischlerei in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gestaltern und nach Eigenentwürfen geschaffen hat. Vieles wurde bei den triennalen Wettbewerben von „Handwerk+Form“ ausgezeichnet. Zugleich freue ich mich über jeden Augenblick, in dem ich den Blick umherwandern lassen kann. Vier Doppelbinder aus fein strukturiertem Buchenschichtholz sind der erste Blickfang. In klassischen Zimmermannsverbindungen ohne Metall überspannen sie die gesamte Breite des Raums. Ihre besondere Tragfähigkeit und sicherlich auch ihre ästhetischen Qualitäten wurden vom Statiker Konrad Merz ins Spiel gebracht. Das war ausschlaggebend dafür, dass diese Neuentwicklung des konstruktiven Holzbaus hier erstmals zum Einsatz kam. Die Dachinnenflächen sind aus Tannenholzfurnier, gebürstet und mattweiß lackiert, und breiten sich mit ihrer feinen Textur im Gegenlicht wie weißes Leinen aus. Der Anspruch, Gutes einfach zu machen und Einfaches gut, durchzieht hier jeden Fingerbreit.

Die Tragwerkszwischenräume wurden für schmale Lichtbänder genutzt, die den Raum gliedern und belichten. Die asymmetrische Geometrie mildert eine womöglich sakrale Anmutung hin zu einer doch werkstattartigen Atmosphäre, in der Stuhlgruppen, Versammlungen von Schränken und Bettgestellen den Reichtum des Handwerks zeigen. Mohr stellt hier manchmal um oder räumt auch aus, um Platz für kleine Veranstaltungen zu machen. In einer der Tragwerksnischen ist sogar ein kleines Fotostudio aufgebaut, in dem Möbel professionell dokumentiert werden. Sein regionaler Kundenkreis wird auch durch die Wirkung des benachbarten Werkraumhauses von Zumthor mehr und mehr in den europäischen Raum erweitert. Vor dem Gehen bemerke ich, dass mich nie etwas eingeschüchtert hat an diesem Ort. Vielleicht ein Kriterium, um im Stillen den menschlichen Maßstab zu überprüfen. Es mag an der Ruhe und Unaufgeregtheit der Menschen liegen, die mich empfangen haben und an der Stimmigkeit, mit der hier Architektur und Möbel zueinander finden. Alles ist, was es ist. Und es ist gut.

Autor: Robert Fabach
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2018-19

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